„Programm 2025 bis März 2026“

Mittwoch, 8. Januar 2025, 19 Uhr
Vortrag digital „Warum die Vorarlberger 1919 Schweizer werden wollten – und aus dem Kanton ‚Übrig‘ doch nichts wurde“ (Alois Niederstätter, Bregenz)
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs zerbrach die Habsburgermonarchie. Der Wille der Sieger lautete: „Et ce qui reste, c’est l’Autriche“ – „Österreich ist, was übrigbleibt“. An die Lebensfähigkeit des neuen Staates, dessen Grenzen noch nicht einmal bestimmt waren, glaubte kaum jemand. Die Wirtschaft lag am Boden, weite Teile der Bevölkerung hungerten. Während man jenseits des Arlbergs einem Anschluss an Deutschland zuneigte und die Regierung Wien die politischen Weichen dafür stellte, sprachen sich 1919 in Vorarlberg bei einer Befragung 80 Prozent für die Aufnahme entsprechender Verhandlungen mit der Schweiz aus. Gab die Zuneigung zu den Nachbarn dafür den Ausschlag – oder bloß der Wunsch, der wirtschaftlichen und ideellen Misere zu entkommen? Wie standen die Eidgenossen dazu? Woran scheiterte der „Schweizeranschluss“ letztlich? Diese und andere Fragen versucht Alois Niederstätter in seinem Vortrag zu beantworten.

Mittwoch, 12. Februar 2025, 19 Uhr
Vortrag digital „Die jüdische Gemeinde in Überlingen im Mittelalter“ (Johannes Waldschütz, Rottweil)
Die Überlinger Juden waren seit dem frühen 13. Jahrhundert als Geld- und Kreditgeber überregional tätig und auf dem Überlinger jüdischen Friedhof wurden Jüdinnen und Juden aus der ganzen Bodenseeregion bestattet. Die blühende Gemeinde wurde aufgrund eines angeblichen Ritualmords in einem Pogrom 1332 nahezu ausgelöscht, mehr als 300 Jüdinnen und Juden sollen ums Leben gekommen sein. Trotzdem siedelten sich bald wieder Juden in Überlingen an, doch nach einer Pestepedemie kam es wie vielen anderen Städten rund um den See bereits 1349 zu einem neuen Pogrom. Nach einem dritten und letzten Pogrom 1430 beschloss Überlingen wie Ravensburg und Lindau auch, keine Juden mehr in der Stadt aufzunehmen. Der Vortrag beleuchtet das jüdische Leben in Überlingen unter Nutzung neu entdeckter Quellen sowie der jüdischen Grabsteine und vergleicht es mit anderen Städten der Region. Zudem wird gezeigt, dass die Stadt und deren kirchliche Einrichtungen von den Pogromen profitierten, indem sie sich ehemals jüdische Häuser aneigneten, bzw. jüdische Grabsteine zum Bau von Häusern und Kirchen benutzten.

Mittwoch, 12. März 2025, 19 Uhr
Vortrag digital „Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee. Kolonialgeschichte im 16. Jahrhundert“ (Nicole Stadelmann, St. Gallen)
Der St. Galler Hieronymus Sailer war Kaufmann, Angestellter des global tätigen Augsburger Handelshauses der Welser – und Sklavenhändler. Für das erste deutsche Kolonialunternehmen, die «Welserkolonie» Venezuela, handelten er und der Konstanzer Ulrich Ehinger 1528 mit der spanischen Krone einen Vertrag über Kauf und Verschleppung von 4000 Menschen aus Westafrika in die Karibik aus. Sailers Netzwerk führte dazu, dass mehrere St. Galler in den folgenden Jahren als Konquistadoren im heutigen Venezuela unterwegs waren.

Donnerstag, 13. März, bis Samstag, 15. März
Informationstagung: „Österreich am Bodensee. Mächtige und Mindermächtige im Alten Reich“
Tagung der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein, des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung und der Stadt Stockach in Verbindung mit dem Hegau-Geschichtsverein und dem Landkreis Konstanz.
Ort: Bürgerhaus Adler Post, 78333 Stockach.
Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung bis 5. März 2025, Programm

Sonntag, 1. Juni 2025, 19:00 Uhr
Vortrag: „Von Bengelschießern und ,gebratenen‘ Bauern. Die gescheiterte Revolution des gemeinen Manns 1524/25 im westlichen Bodenseeraum“ (Prof. Dr. Jürgen Klöckler, Konstanz)
Ort: Torkel in Liggeringen (Am Rathaus 1, D-78315 Radolfzell/Ortsteil Liggeringen)
Keine Gebühr. Um Anmeldung bis 23. Mai 2025 wird gebeten unter: ov.liggeringen@radolfzell.de
Einladung/Programm

Samstag, 5. Juli 2025, 10:00 Uhr
Führung: in der Ausstellung „St. Gallen – ein Jahrhundert in Fotografien. Die Sammlung Foto Gross“ (Dorothee Guggenheimer,  St.Gallen)
Ort: Kulturmuseum in St.Gallen
Der Museumseintritt ist individuell vor Ort zu erwerben. Die Führung wird von Stadtarchiv und Vadianischer Sammlung der Ortsbürgergemeinde St.Gallen offeriert.
Um Anmeldung bis Freitag, 27. Juni wird gebeten per Email an:
bgv@ortsbuerger.ch
Einladung/Programm

Sonntag, 21. September 2025, Jahreshauptversammlung
Ort: Bad Schussenried, Bibliothekssaal des Klosters 
Einladung/Programm

Mittwoch, neu: 15. Oktober 2025, 19:00 Uhr
Vortrag digital „Die ,neue Geschichte des Bodenseeraumes‘ – der Bodensee-Geschichtsverein bringt eine moderne Gesamtdarstellung auf den Weg“ (Harald Derschka, Konstanz)
Vor siebzig Jahren erschien der erste Band der epochalen „Geschichte des Bodenseeraumes“ von Otto Feger. Jetzt ist es Zeit für eine zeitgemäße Darstellung der Landesgeschichte des Bodenseeraumes, die darum vom Bodensee-Geschichtsverein angestoßen und gemeinsam mit Stiftungen und politischen Geldgebern finanziert wird. Ein erster Band wird ungefähr die Spätantike, das Mittelalter und das konfessionelle Zeitalter umfassen. Der vorgesehene Hauptautor Harald Derschka stellt das Projekt vor und erklärt, was die eigenständige Landesgeschichte des Bodenseeraumes ausmacht.

Mittwoch, 12. November 2025, 19 Uhr
Vortrag digital „Denkmale, Schauplätze und Orte des Erinnerns an den Bauernkrieg im Bodenseekreis – Eine Spurensuche“ (Eveline Dargel, Salem)
Gedenksteine, Brunnen, Grabmale, Inschriften, Wappen, Straßennamen – im Gebiet des Bodenseekreises hat die bäuerliche Aufstandsbewegung des Jahres 1525 bis heute Spuren hinterlassen. Wenngleich es nicht allzu viele sind, so zeugen sie doch von einer bewegten Zeit. Anhand von überlieferten Objekten beleuchtet Kreisarchivarin Dr. Eveline Dargel den Bauernkrieg am nördlichen Bodensee unter dem Blickwinkel der Erinnerungskultur. Im Zentrum des Vortrags stehen Denkorte und Relikte, die uns einen Eindruck vom Kampf der Bauern um Gerechtigkeit in unserer Region vermitteln. Dabei werden die Objekte vorgestellt und in den jeweiligen historischen Kontext verortet.

Mittwoch, 10. Dezember 2025, 19 Uhr
Vortrag digital „Im Freiheitsrausch? – Die elementare Revolution von 1848/49 in Vorarlberg: Hintergründe – Forderungen – Protestformen“ (Wolfgang Scheffknecht, Lustenau
Die jüngeren Forschungen zu den Geschehnissen von 1848/49 haben das Bild einer einigermaßen einheitlichen Revolution dekonstruiert. Durch zahlreiche Studien konnte gezeigt werden, dass die Zeitgenossen die Revolution gegensätzlich wahrgenommen und mit ihr ganz unterschiedliche, mitunter widersprüchliche Erwartungen verknüpft haben. Neben der sogenannten Institutionen-Revolution, der es um die „institutionelle Modernisierung“ (Dieter Langewiesche) ging, fand die elementare Revolution, deren Träger vor allem aus bäuerlichen und unterbürgerlichen Schichten stammten, vermehrte Aufmerksamkeit. Sie verfolgte vielfältige Ziele, die in den regionalen/lokalen Lebenswelten ihrer Träger verankert waren. Am Beispiel Vorarlbergs sollen die Forderungen der elementaren Revolution, die mitunter rückwärtsgewandt, aber auf ihre Weise durchaus radikal waren, und ihre Ursachen sowie ihre Protagonisten und deren Protestformen untersucht werden. Außerdem wird die Frage nach einer Wechselwirkung zwischen der Institutionen-Revolution und der elementaren Revolution gestellt werden.

Mittwoch, 14. Januar 2026, 19 Uhr
Vortrag digital „Der Bauernkrieg 1524/26 in Vorarlberg – (k)ein Erinnerungsort?“ (Alois Niederstätter, Dornbirn)
Zwar ist der unter dem Begriff „Deutscher Bauernkrieg“ zusammengefasste „Flickenteppich von Unruhen, Erhebungen und Aufständen“, wie die Forschung festgestellt hat, „an Vorarlberg mehr oder weniger spurlos“ vorübergegangen. „Unruhig“ waren diese Jahre dennoch: Die österreichische Obrigkeit sah sich mit der raschen Ausbreitung reformatorischen Gedankenguts konfrontiert, einige Bregenzerwälder Orte schlossen sich den Allgäuern an, entlassene Söldner bedrohten die Stadt Feldkirch, seit Langem schwelende Stadt-Land-Konflikte gewannen an Brisanz. Alois Niederstätter beschreibt die regionalen Geschehnisse und wirft einen kritischen Blick auf deren Rezeption.

Mittwoch, 11. Februar 2026, 19 Uhr
Vortrag digital „Land – die fundamentale wirtschaftliche Ressource. Nachhaltige agrarische Nutzung in der ländlichen Gesellschaft der südlichen Bodenseeregion im Übergang vom Spätmittelalter in die Frühe Neuzeit“
(Stefan Sonderegger, St. Gallen)
Die aktuelle Diskussion zum Thema ,Nachhaltigkeit‘ ist eine Konsequenz aus dem gestiegenen Ressourcenverbrauch und den damit verbundenen Umweltproblemen seit den 1950er Jahren“, schrieb Reinhold Reith 2016 in einem Aufsatz zum Thema „Nachhaltigkeit und Ressourcenstrategien in der Frühen Neuzeit“. Gegenwartsprobleme geben der gesellschaftlichen Diskussion zweifelsohne Impulse und werden von der Wissenschaft oft aufgegriffen – auch von der Geschichtsforschung.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie ländliche Gesellschaften, teils zusammen Grund- und Landesherren, das zur Verfügung stehende Agrarland nutzten, ohne es auszubeuten. Im Zentrum des Interesses stehen Dorfgemeinschaften und Alpgenossenschaften der Region Ostschweiz-Vorarlberg-Liechtenstein-Süddeutschland im Spätmittelalter. Der Zugang, die Verteilung und die Verteidigung von wirtschaftlichen Ressourcen wie Pflanzboden, Tal- und Bergweiden sowie Wald/Holz waren die zentralen Themen Ende des 15. und während des 16. Jahrhunderts. Es ist festzustellen, dass im 16. Jahrhundert Konflikte zunahmen und Dorfgemeinschaften sowie Alpgenossenschaften sich in Bezug auf die Nutzung kollektiver Ressourcen gegen aussen abschlossen. Gründe dafür waren unter anderen das Bevölkerungswachstum und der städtische Landhunger.

Mittwoch 11. März 2026, 19 Uhr
Vortrag digital „Handwerk, Handel, Nachfragewandel: Der Produktionsstandort St. Gallen in der Frühen Neuzeit“
(Nicole Stadelmann, St. Gallen)
St. Galler Kaufleute der Frühen Neuzeit kämpften mit Problemen, die heute sehr aktuell anmuten: Ein frühes „Freihandelsabkommen“ mit Frankreich verschaffte zollfreie Zugänge und rasanten Aufstieg, bis merkantilistische Zollerhöhungen und ein regelrechter Zollkrieg den Handel mit Textilien erschwerten. Gleichzeitig belasteten Kriege und Modewandel die Nachfrage nach der hochpreisigen St. Galler Luxusleinwand. St. Galler Kaufleute handelten zunehmend mit fremder, günstigerer Leinwand und stiegen in den Zwischenhandel mit kriegswichtigen Gütern ein. Weil diese Produkte nicht in der Stadt gefertigt wurden, ging der Handel zunehmend an St. Gallen vorbei – mit einschneidenden Konsequenzen für den Produktionsstandort St. Gallen und dessen Handwerkerinnen und Handwerker.

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Die Teilnahme an den digitalen Vorträgen, die jeweils ab 19 Uhr bis 20 Uhr stattfinden, ist mit folgenden Daten möglich:

https://us02web.zoom.us/j/6736781222?pwd=UEw1ZlhxckJYM2FRMzY4YXFRanU2Zz09
Meeting-ID: 673 678 1222
Kenncode: Hvz6hE

Die Vortragsreihe darf gerne Außenwirkung entfalten und für den Verein werben. Wenn Sie Interessenten wissen, leiten Sie die Einladung bitte weiter.

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Die jeweils aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter Aktuelles

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Schaffhausen, Philipp Roth nach David Mieser
Hohenems, aus Daniel Meissners Sciagraphica, 1678
Lindau, aus Daniel Meissners Sciagraphica Cosmica, 1678